14. FEBRUAR 2025
12 MIN.
Industrie 4.0 und OT-Sicherheit: Die 4 häufigsten Cyberangriffe und wie Sie Ihr Unternehmen schützen können

Es ist der Albtraum schlechthin für jeden Sicherheitsverantwortlichen: Mit dem ersten Kaffee im Büro fährt man seinen Computer hoch, verbindet sich mit dem Intranet und stellt fest – nichts geht mehr! Ausgesperrt. Der Zugriff auf interne Dateien ist blockiert, Systeme verschlüsselt, es reift die Erkenntnis: das Unternehmen wurde Opfer eines Ransomware-Angriffs. Schnell wird das zuständige Personal informiert, die Produktionsanlagen heruntergefahren – alles steht still.
So oder so ähnlich ging es vielen Industrieunternehmen auf der ganzen Welt in den letzten Jahren. Cyberangriffe werden nicht nur häufiger, sondern sind technisch immer ausgefeilter. Eine moderne, vernetzte Produktionsanlage gegen diese Angriffe zu schützen wird zu einer immer wichtigeren, aber auch schwierigeren Aufgabe.
Die häufigsten Risiken für die OT-Sicherheit
Um etwas Licht ins Dunkel zu bringen, beleuchten wir in diesem Artikel die wichtigsten Angriffsarten, denen Industrieunternehmen mit vernetzter Produktion ausgesetzt sind, und stellen die besten Strategien zur Beseitigung von Schwachstellen vor.

1. Insider-Bedrohungen
Wenn unternehmenseigene Mitarbeitende oder auch externe Partner, die Zugang zu Teilbereichen des Geschäfts haben, Schäden verursachen können, spricht man von Insider-Bedrohungen. Diese umfassen sowohl böswillige als auch unbeabsichtigte Handlungen des Insiders.
Ein Mitarbeiter, der auf einen Phishing-Link in einer E-Mail hereinfällt und so Malware in das Unternehmensnetzwerk einschleust, wird also genauso als Insider-Bedrohung behandelt wie ein Produktionsverantwortlicher, der mutwillig das industrielle Steuerungssystem (Industrial Control System, ICS) manipuliert.
Zur Mitigierung unbeabsichtigter Insider-Bedrohungen empfehlen sich einige der Grundpfeiler guter Cybersicherheitspraxis:

Regelmäßige Mitarbeiterschulungen,
die aktuelle Gefährdungen und praxisnahe Trainings einbeziehen

Zugriffskontrollen und Dateiberechtigungen
nach dem Principle of Least Privilege (PoLP) vergeben, sodass jeweils nur die geringstnötigen Privilegien gewährt werden

Netzwerksegmentierung und Firewalls,
um die Ausbreitung von Malware über mehrere Unternehmensbereiche zu verhindern
Was böswillige Angriffe und Industriespionage aus dem Inneren angeht, sind die Abwehrmöglichkeiten naturgemäß begrenzt. Ab einem gewissen Punkt kann man keine Geschäfte führen, ohne seinen Mitarbeitenden die erforderlichen Berechtigungen einzuräumen, um ihre Arbeit zu erledigen. Dieser Umstand ist den Cybersicherheits-Verantwortlichen weltweit bewusst: 74% sahen laut einem Bericht von Cybersecurity Insiders 2023 ihre Unternehmen mäßig oder stark gefährdet durch Insider-Bedrohungen.
Konzentrieren Sie sich daher auf eine schnelle Erkennung von Sicherheitsvorfällen durch kontinuierliches Monitoring. Außerdem verspricht maschinelles Lernen Fortschritte bei der datenbasierten Verhaltensanalyse, die Abweichungen von normalem Nutzerverhalten automatisch erkennt und meldet. Hier besteht jedoch die Gefahr von False Positives, die beispielsweise die Produktionsprozesse genau dann unterbrechen.
Letzten Endes ist die wichtigste Währung im Umgang mit Insider-Bedrohungen das Vertrauen: Holen Sie sich Partner an Bord, die durch langjährige Erfahrung am Markt, Referenzen und Zertifizierungen ihre Glaubwürdigkeit belegen können und sorgen Sie unter ihren Mitarbeitenden für ein wertschätzendes und angenehmes Arbeitsklima.

2. Ransomware
Ransomware-Angriffe, wie eingangs geschildert, sind in aller Munde, und das zu Recht: allein die Wiederherstellungskosten (ohne Beachtung der Lösegeldzahlung) eines Ransomware-Angriffs in der Produktion haben sich 2024 laut eines Berichts von Sophos um 55% auf 1,67 Mio. $ erhöht im Vergleich zum Vorjahr. Zudem haben atemberaubende 65% aller befragten Industrieunternehmen einen Vorfall mit Ransomware gemeldet.
Mittlerweile haben sich professionelle kriminelle Strukturen um Ransomware gebildet, die global agieren und mit speziell zugeschnittener Malware bestimmte Schwachstellen in vulnerablen ICS anvisieren.
Die Stärkung der OT-Sicherheit rückt damit für viele Sicherheitsverantwortliche in der Industrie in den Fokus. Schwachstellen in veralteten Kontrollsystemen müssen gepatcht und Komponenten ausgetauscht werden – ein langwieriger und aufwändiger Prozess.
Wenn dies nicht mehr oder nur eingeschränkt realisierbar ist, wird eine vollständige Trennung der OT- und IT-Netzwerke im Unternehmen umso wichtiger. Häufiges Einfallstor für Ransomware sind Phishing-Links, die an einem Verwaltungs-PC geöffnet werden und einen Trojaner installieren. Mit effektiver Netzwerksegmentierung kann der Angriff eingedämmt werden und greift nicht von der Unternehmens-IT auf die OT über.
TRIOVEGA hat mit dem edge.SHIELDOR eine Sicherheitslösung für die Produktion entwickelt, die exakt an diesem Netzwerkrand (Network Edge) ansetzt und die Anlagen abschirmt, gleichzeitig aber die Kommunikation von und zur Maschine weiterhin ermöglicht. Lesen Sie hier mehr.

3. Manipulation der Produktion über Fernwartungs-Tools
Fernwartungs-Software ist aus dem modernen Industriealltag nicht mehr wegzudenken. Die Möglichkeit, per Remote-Zugriff Anlagen von zentraler Stelle zu kontrollieren, hebt enorme Effizienzpotenziale im Produktionsmanagement.
Doch die erweiterten Möglichkeiten durch die Anbindung ans Internet stellen auch einen zusätzlichen Angriffsvektor für Cyberkriminelle dar. Üblicherweise sind Remote Access Tools zur Kommunikation auf geöffnete Netzwerk-Ports angewiesen. Werden diese Ports nach der Verbindung nicht geschlossen oder ist die Software falsch konfiguriert, können Hacker darüber Zugang zum Netzwerk erlangen. Dann manipulieren sie entweder direkt die Produktionsparameter, oder nutzen das Einfallstor, um das Firmennetzwerk zu explorieren und Zugriff auf weitere Geräte und Endpunkte zu erhalten.
Multi-Faktor-Authentifizierung und eine sichere Administration von Fernzugriff-Sitzungen mit Verbindungstimeouts sind unabdingbare Elemente der OT-Sicherheit. Aber um das höchste Sicherheitsniveau zu erreichen, empfiehlt sich eine komplette Abkehr von geöffneten Ports in der Fernwartung – beispielsweise durch eine Bildschirmübertragung über einen verschlüsselten VPN-Tunnel, wie sie der edge.SHIELDOR gewährleistet.

4. Supply Chain-Attacken
Nicht erst mit der Einführung der NIS-2-Richtlinie in der EU erhalten auch die Lieferketten mehr Aufmerksamkeit in Bezug auf die Cybersicherheit. Immer komplexere Zulieferer-Netzwerke und Produktionslinien, die aus zahlreichen Komponenten unterschiedlicher Hersteller sowohl auf Software-, als auch Hardwareseite zusammengesetzt sind, erhöhen die Cyberrisiken.
Angreifer können an verschiedenen Stellen in die Logistik eingreifen und manipuliertes Equipment in Lieferungen platzieren oder Schadsoftware installieren.
Wählen Sie Ihre Lieferanten also sorgsam aus und bewerten Sie individuelle Risikofaktoren bei jedem Kandidaten. Führen Sie regelmäßige Audits der Sicherheitsmaßnahmen bei Ihren wichtigsten Zulieferern durch und setzen Sie sich für gemeinsame Standards ein.
Für individuelle Softwarelösungen arbeiten Sie am besten mit Partnern zusammen, die eine sicherheitsorientierte Entwicklung voranstellen und Erfahrung in Ihrem Fachbereich vorweisen können. Die Custom Software Solutions von TRIOVEGA werden mit zertifizierter Sicherheit in jedem Schritt entwickelt und nach der Integration von unseren Experten kontinuierlich mit Sicherheitsupdates versorgt. So sind Ihre Softwarekomponenten bestmöglich vor Cyberangriffen geschützt.
Sichern Sie die Zukunft Ihres Unternehmens
Investitionen in die Cybersicherheit sind für eine zukunftsorientierte Industrie jetzt wichtiger denn je. Mit einem Plan zur Mitigierung der größten Cyberrisiken in Ihrem Unternehmen stellen Sie die Weichen für einen nachhaltigen Geschäftserfolg. Unsere Experten bei TRIOVEGA beantworten gerne Ihre Fragen zu unseren Softwareprodukten und Services, mit denen wir Sie auf diesem Weg begleiten.

Autor: Mareike Redder
Mareike Redder ist als Ingenieurin der angewandten Informationstechnik seit 2018 bei der TRIOVEGA GmbH tätig und verantwortet dort seit 2022 das Produkt Management.
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